
Deutschland gegen den Uhrzeigersinn – Tag 11
09.09.2020 Tag 11, Stuttgart -> Riegel am Kaiserstuhl -> Kaiserstuhl
Der heutige Bericht ist eine Gemeinschaftsarbeit von Swantje (s) und mir (h)
(h)
Heute sind wir von Stuttgart wieder weitergezogen in Richtung Kaiserstuhl.
Unser Navigationssystem (Google Maps) wies uns denselben Weg in Richtung Leonberg wie gestern, nur dass wir abfahren sollten aufgrund von Stau/stockendem Verkehr. So fuhren wir von der Autobahn ab und tingelten durch die schwäbische Landschaft. Es ging über Hügel, Täler und durch kleine enge Orte. Spannenden Orte die wir sonst sicher nie gesehen hätten wie Wurmberg oder Niefern-Öschelbronn. Dafür war die Aussicht aber zwischendurch echt schön und es herrschte ländliche Idylle.

(s)
Auf dem Campingplatz angekommen, nahmen wir einen kleinen Mittagssnack zu uns und sattelten dann unsere Räder um Richtung Kaiserstuhl zu fahren. Der Kaiserstuhl ist ein 556,8 m hoher, verwitterter Vulkankegel. Unsere Radtour ging zunächst über tolle Fahrradwege, hauptsächlich zwischen Maisfeldern entlang. Wir fuhren durch ein paar schöne Ortschaften. Besonders Endingen am Kaiserstuhl hat bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Ein Örtchen mit vielen Fachwerkhäusern und kleinen „Lädele“, welches seinen Charme versprühte. Leider hatten die meisten Geschäfte und Gasthöfe am Mittwoch Ruhetag.
Wir passierten das schöne alte Stadttor und fuhren entlang einer Landstraße weiter. Dort kamen wir an sehr vielen Obstfeldern und Weinbergen vorbei. Prompt hielt ich an und naschte an einer Traube. Ich verzog mein Gesicht und urteilte, dass diese gut noch etwas Sonne vertragen könnte. Henning und ich genehmigten uns auch noch jeweils einen sehr leckeren süßen Apfel. Die Äpfel waren von der Sonne so warm, dass Henning spontan die Assoziation eines “Bratapfels” hatte. 🤪

Weiter ging der Weg an der Landstraße, eingerahmt von Weinbergen doch leider wurden wir auf der Bundesstraße, ohne Radweg, von vollbeladenen Treckern überholt, die mit der Weinlese beschäftigt waren. Etwa vier Kilometer vor unserem Ziel ging es dann bergauf. Und das ziemlich steil. Bei einer Steigung von bis zu 12% sangen wir eine Lobeshymne auf die E-Bikes. Wobei dieser Berg selbst mit den E-Bikes herausfordernd war. Mit zwei kleinen Unterbrechungen erreichten wir das Ziel und wurden mit einem herrlichen Ausblick über die Weinberge belohnt.

(h)
Knapp 250 Höhenmeter hatten wir nun geschafft und uns die gute Aussicht mehr als verdient. Auch hier kosteten wir ein paar helle Trauben und stellten fest: Die sind sehr süß und vermutlich sehr bald erntereif.

Nachdem wir ein paar Schlucke Wasser aus einer kleinen Flasche geteilt und auch Fritz noch die Weinberge inspiziert hatte rollten wir den Berg wieder hinunter.


Mir war ein bisschen mulmig zu Mute, sind meine Scheibenbremsen doch schon länger nicht mehr die besten. Und die Vorstellung mit 100 km/h den Berg hinunter zu rollen und dabei zu stürzen oder den Vordermann bei einem Bremsmanöver zu touchieren oder zu rammen war nicht verlockend.
Vor der ersten scharfen Kurve ging es noch aber auf der langen Geraden kamen wir richtig in Fahrt! Swantjes Tacho zeigte kurzzeitig 51 km/h an und meiner 49,6 km/h und das ist die höchste Geschwindigkeit die ich je mit einem Fahrrad gefahren bin.

Wir rollten zurück durch Kiechlinsbergen und Königschaffhausen und hielten nochmal in den Obstfeldern an, weil Swantje noch eine Zwetschge probieren wollte. Wir hielten auf der rechten Fahrbahnseite an und Swantje lief über die Straße um 3 Zwetschgen zu holen. Sie musste dabei etwas von der Straße hinunter da das Feld etwas tiefer lag.
Als sie auf dem Rückweg war, J. und ich waren mit Gucken in die andere Richtung abgelenkt, schrie sie auf einmal: „Oh mein Gott! Hier ist die größte Spinne die ich je gesehen habe!“
Im ersten Moment reagierten wir gar nicht, beziehungsweise wir dachten wohl „Jaja. Die nun wieder. Große Spinne haha…“
Aber auch nach unserem Umdrehen und aufmunternden Worten blieb sie wie versteinert am Straßenrand stehen. Ich wunderte mich und ging zu ihr hin um die Spinne zu begutachten. Und was soll ich sagen: Auch mich schauderte es. Die Spinne, die auf dem unteren Ende von Swantjes kurzer Hose saß, war mit Beinen etwas kleiner als ein runder Bierdeckel und der Körper etwa brombeergroß. Der Hinterleib war gelb/grün/schwarz gestreift, die Beine auch mit schwarzen Streifen und optisch spitz wie ein Stachel vom Stachelschwein.

Insgesamt also eine Erscheinung die auch mich abschreckte. Ich machte, natürlich, erst ein Foto für die Nachwelt und lief dann wieder über die Straße um etwas zu suchen um sie zu entfernen. Da nichts da war brach ich einen Ast ab und lief zurück um die Spinne von der Hose zu schubsen. Der Versuch scheiterte und die Spinne machte den Versuch das Bein hoch zu laufen. Schnell schubste ich sie dann doch mit dem Stock zurück ins hohe Gras und wir wechselten schnell die Straßenseite.
Swantje musste wohl auf dem Rückweg, im hohen Gras, durch das Netz mit der Spinne gelaufen und sie so unabsichtlich mitgenommen haben. Hinterher fanden wir heraus, dass es sich um eine Wespenspinne handelt. Giftig ist sie zum Glück nicht, nur gefährlich im Aussehen.
Der Versuch in Endingen etwas zu essen oder zu trinken zu finden scheiterte aufgrund des Ruhetages und so fuhren wir weiter bis nach Riegel. Dort fanden wir im „Eiscafé La Venecia“ eine Zuflucht. Der Laden war gerammelt voll und unsere Bestellung brauchte einige Zeit bis sie komplett war. Aber unser Spaghettieis (J. und ich) und die Eisschokolade (Swantje) schmeckten köstlich und gaben uns verbrauchte Energie zurück.

In Riegel klärte sich auch die große Anzahl an Radfahrer*innen auf, die uns um Endingen begegnet waren (95% E-Bikes): In der Gegend verlaufen 6 regionale/Fernradwege.

(s)
Zurück auf dem Campingplatz wollte J. uns ein leckeres Mineralwasser ausgeben. Dieses hatten wir im Auto im Kofferraum gelagert. Es hatte inzwischen eine gute Temperatur, um damit direkt Tee oder Kaffee zu kochen.
Der heutige Campingplatz liegt direkt am Müllersee. Unser Stellplatz ist nur etwa 50 Meter vom See entfernt. Die Vorfreude war schon den ganzen Tag riesig und nach der Fahrradtour hatten wir uns eine Abkühlung wirklich verdient. Wir gingen aufgeheizt ins eher kühle Wasser, welches schnell tief wurde. Nach bereits drei Metern konnten wir schon nicht mehr stehen. Mir wurde schnell kalt, so dass ich mich eher am Anfang des Sees aufhielt.

Dort konnte ich dann einen ernsten Streit zwischen zwei Brüdern (ca. 7 und 9 Jahre alt) mitbekommen. Der Streit war so ernst, dass der jüngere dem älteren die Bruderschaft kündigte. Sie sind nun wohl Einzelkinder… Den Abend ließen wir mit den Resten der selbstgemachten Bolognese, einer Dokumentation über „Stuttgart 21“ und kühlen Getränken ausklingen.
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