Reisen

Deutschland gegen den Uhrzeigersinn – Teil 13

11.09.2020 Tag 13 – Radtour nach Lindau und zurück

Was für ein tolles Wetter! Morgens war es zwar noch komplett bewölkt und diesig aber nach und nach klarte es immer weiter auf.

Nach den üblichen Morgenritualen fuhren wir heute mit den Rädern nach Lindau. Zusätzlich habe ich heute mal meine Wäsche gemacht um für den Rest der Reise versorgt zu sein. Gespannt war ich ob es bis zum Abend alles trocken werden würde.

Vom Campingplatz folgten wir erst kleinen Nebenstraßen, dann ein Stück auf der Hauptstraße um schließlich auf einem schönen Radweg mitten durch die Apfelfelder zu fahren. Auch hier hingen die Reihen teilweise echt voll mit Äpfeln, geschützt mit Netzen nach oben. Unsere Vermutung war dass es gegen Hagel oder gegen Vögel schützen soll  (Später fanden wir heraus tatsächlich gegen Hagelschlag).

Äpfel mit Hagelnetz

Rechts von uns begleitete uns die Argen, der Bach der auch ganz in der Nähe vom Campingplatz fließt. Es war wirklich sehr angenehm und einfach zu fahren denn der Weg verlief sehr flach und sogar eher mit etwas leichtem Gefälle in Richtung See. Nach einiger Zeit kamen wir an eine erste Sehenswürdigkeit: Die Kabelhängebrücke von Kressbronn. Diese Brücke ist die älteste ihrer Art in Deutschland und wurde schon 1898 eingeweiht. Ein Praktikant beim Bau der Brücke war später Planer der George-Washington-Brücke in New York und Berater der Golden-Gate-Brücke in San Francisco.

Hängebrücke von Kressbronn

Bald stießen wir auf den Bodenseeradweg und folgten diesem am Bodensee entlang. Leider nicht direkt am See aber er war immer mal wieder kurz zu sehen, aber trotzdem führte uns der Weg, mit vielen, vielen anderen Radfahrer*innen, durch kleine, hübsche und aufgeräumte Orte, unter anderem Wasserburg am Bodensee.

Tafel an der Brücke Kressbronn

Irgendwann überquerten wir dann die unsichtbare Grenze zu Bayern, was mir subjektiv am Auftauchen von Dirdln auffiel, um schließlich über den Damm auf die Insel von Lindau zu fahren. Dort schlossen wir unsere Räder ab, gar nicht so einfach ein freies Plätzchen zu finden bei so vielen Rädern und Abstellverboten, und schlenderten um den Hafen mit seinem Turm, dem bayerischen Löwen und dem Leuchtturm in seiner Einfahrt.

Selfie in Lindau

Dann trennten sich unsere Wege für eine Zeit, denn J. und Swantje trafen sich mit einem befreundeten Pärchen, welches zufällig auch hier Urlaub machte, und ich erkundete Lindaus Altstadt auf eigene Faust.

Figur am Lindaviabrunnen

Und die ist wirklich sehr schön. Es gibt eine Hauptfußgängerzone und viele kleine und verwinkelte Gassen mit kleinen Läden, Cafés und Wirtshäusern. Und für mich als Türenliebhaber gab es auch jede Menge (alte) Türen zu sehen und zu fotografieren.

Sehr beeindruckend war dann als erstes das alte Rathaus von Lindau, das von vorne mit seiner mächtigen und aufwändig verzierten Außentreppe und den Fassadenmalereien beeindruckt. Und auch die Rückseite des Gebäudes ist prächtig gestaltet worden.

Altes Rathaus Lindau

Ich lief hier und dort entlang und bog auch immer wieder in die Nebenstraßen und Gassen ein. So stoße ich oft auf Dinge, die vielleicht nicht jeder Tourist zu sehen bekommt. Und so stieß ich durch Zufall, vor dem alten Zeughaus, auf den Narrenbrunnen, an dem fünf, teils verkleidete Narren dargestellt sind.

Narrenbrunnen

Links vom Brunnen führte eine steinerne Treppe steil nach oben. Als ich hinauf stieg war ich auf einem Teil der alten Stadtmauer gelandet, die bis zum Diebsturm führte. Der Diebsturm steht auf Lindaus höchstem Punkt und wurde 1380 als Aussichtsturm und Gefängnis errichtet. Heute ist er ein schönes Fotomotiv mit seinem Dach mit den vier kleinen Ecktürmchen.

Auf der Stadtmauer Lindau
Diebsturm

Direkt neben dem Diebsturm steht Lindaus älteste Kapelle: Die Peterskirche. Der Grundstein für diese Kirche wurde schon im Jahr 1.000 nach Christus gelegt; heute ist darin eine Gedenkstätte für die Gefallenen des 1. und 2. Weltkriegs. Sehenswert sind die Wandmalereien in ihr, die dem bekannten Renaissancemaler Hans Holbein dem Älteren zugeschrieben werden, die die Passion Christi darstellen. Natürlich sind die nach den vielen Jahrhunderten ziemlich verblasst.

Wandmalereien in der Peterskirche

Langsam bekam ich einen kleinen Hunger und Durst und fand endlich einen Platz im Biergarten „Hotel Gasthof Stift“ im Osten der Lindauer Insel. Hier stillte ein köstliches Lindauer Oktoberfestbier meinen Durst und eine Leberspätzlesuppe ließ den ärgsten Hunger vergehen.

Leberspätzlesuppe
Lindauer Oktoberfestbier

Danach traf ich mich mit J. und Swantje und gemeinsam verließen wir die Insel wieder. Zurück zum Campingplatz fuhren wir aber nicht denselben Weg wie auf dem Hinweg, sondern Jost wollte einen Bauernhof suchen wo er vor Jahren schon einmal Most getrunken hatte. Wir folgten also seiner „Frau in der Hosentasche“ (Google Maps Navi) und fuhren aus Lindau hinaus. Langsam wurde die Umgebung immer hügeliger und ländlicher, wenn auch wunderschön. Grüne sanfte Hügel, Apfelplantagen, Landwirtschaft und ab und zu einzelne Häuser oder Weiler in fantastischer Lage. Hier möchte man doch gerne wohnen oder zumindest eine Ferienwohnung mieten.

Irgendwo im Nirgendwo

Der gesuchte Ort ließ auf sich warten und Swantje und ich hatten schon das Gefühl bald die ersten schneebedeckten Gipfel der Alpen in Reichweite zu haben, denn es ging immer weiter bergauf. Zum Glück ging es aber auch wieder bergab und mit über 50 km/h rauschten wir unserem Ziel entgegen.

Haus in Unterlangnau

Dieses lag im Ortsteil Unterlangnau von Tettnang, wo wir dann endlich ankamen. Den Bauernhof von damals gab es auch immer noch, leider wird hier kein Most mehr ausgeschenkt, dafür kann man diverse Sorten Kürbisse, Schnäpse und Liköre aus eigener Herstellung kaufen.

Hofladen

Und was für komische Sorten von Kürbis es dort gab! Einige sahen eher aus wie Alieneier oder Tierköpfe aus der Tiefsee. Sehr skurril.

Nur kurz danach fuhren wir über die zweite Hängeseilbrücke an diesem Tag. Knapp hinter Unterlangnau führt diese nämlich auch über die Argen. Allerdings im Gegenteil zur Brücke von Kressbronn nur in der Breite von knapp zwei Fahrrädern. Man muss sich schon schiebend begegnen. Dafür hat man auch einen guten Ausblick auf den Bach.

Argen

Nach der Brücke waren wir dann schon wieder am Campingplatz, wir waren also nur eine ganz andere, und sogar kürzere, Strecke gefahren.

Leider hatte der Wind meine Pläne die Wäsche auf dem Sonnensegel zu trocken etwas durchkreuzt. Aber immerhin war sie trotzdem fast trocken.

Danke Wind..

Nach einem kühlenden Bad im Schwimmbecken beendeten wir den Tag indem wir den Grill anmachten und später satt und zufrieden zu Bett gingen.

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