Flensburg im Wandel

Solitüde – Die Verwandlung eines Badestrandes

Solitüde – Für viele Flensburger bedeutet dieses Wort wohl: Badespaß, Sonnenbaden und Party am Strand.

Doch dieser eine von zwei Flensburger Badestränden (den Strand Fahrensodde lasse ich mal weg) ist schon seit Jahren sich selbst überlassen und verfällt immer mehr. Mit Verfall meine ich, dass Wind und Wellen über die vergangenen Jahre immer mehr vom Sand des Strandes weggespült haben.

Was waren das noch für Zeiten als wir in unserer Jugend, das ist so etwa 20 Jahre her, im Sommer am Strand im SAND (!) lagen und so die Sommerferien oder Wochenenden gemeinsam verbrachten. Als wir auch abends Party gefeiert haben und genug Platz war für alle die wollten.

Inzwischen verliert Solitüde aber seinen Charakter als echten Badestrand immer mehr. Gerade letztens sah ich dies bei einem Spaziergang mit einer Freundin:

  • Gleich links neben der Badebrücke ist inzwischen praktisch kein Sand mehr. Nur wo die kleine Düne anfängt ist noch ein schmaler Streifen mit Sand, der aber auch durch große Steine gestört wird, die wohl damals den Sand schützen sollten. Und dann kommen auch gleich die Hagebutten und das Strandgras
  • Rechts neben der Badebrücke ist inzwischen ein ganzer Schilfwald entstanden. Damals lagen bis dicht an den Weg noch die Menschen auf ihrem Handtuch im Sand
  • Links neben der Brücke in der Nähe des Spielplatzes ragt heute eine Betonmauer aus dem Sand und es wachsen immer mehr Binsen in größeren Ansammlungen. Dort haben wir früher auf viel Sand gelegen! Außerdem ragt auch eine alte Holzbefestigung aus dem Wasser
  • Rechts vom neuen Pavillon stehen heute noch die Pfosten des Volleyballnetzes. Die Fläche drumherum stand früher bei Regen unter Wasser aufgrund von Grundwasser das aus dem Hang drückt. Irgendwann hat man das Mähen dort eingestellt und aus dem Rasen ist heute eine Schilffläche geworden

Leider ist keine Besserung in Sicht. Nach dem Artikel des shz von 2016 steht die Uferlinie inzwischen unter Naturschutz und darf nicht verändert werden. Außerdem scheut die finanziell klamme Stadt Flensburg natürlich das Geld für Sandaufspülungen, die es früher wohl mal gab. So ist der einstige “Strand” den Naturgewalten ausgesetzt und wird wieder zu Natur. 2010 wurden das letzte Mal 12.000 Kubikmeter Sand vorgespült, davor wohl 20 Jahr gar nicht.

Jetzt bitte nicht falsch verstehen: Ich liebe die Natur wo sie sich frei entfalten kann, aber gerade Flensburg als Fördestadt mit großem touristischem Ego sollte doch vielleicht seine beiden Strände pflegen und wertschätzen? Welche Tourist oder welcher Einheimische will sich denn direkt zwischen die Binsen auf eine Salzwiese legen? Hätte man nicht die Nutzung des Strandes als Naherholungsgebiet über den Naturschutz stellen können und sollen?

Seit Jahren bekommt die Stadt auch nicht das Müllproblem in den Griff. Es kommen viele Menschen an den Strand. Diese bringen leider viel Müll mit aber entsorgen ihn nicht zuhause. Am Strand gibt es aber nur eine Handvoll kleiner Mülltonnen (100l-Tonne). Dass diese, selbst bei täglicher Leerung, nicht ausreichen, erst recht nicht wenn am Wochenende Party am Strand gemacht wird, ist verständlich.

Aber anstatt größere Tonnen aufzustellen wird über Verbotsschilder geredet. Ja, auch wenn man das Grillen und Feuermachen verbietet, wird weiter gegrillt und Feuer gemacht werden. Es kommt ja niemand um es zu kontrollieren oder gar zu ahnden!

Die Einrichtung von offiziellen Feuerstellen ist der Politik und Verwaltung noch nie in den Sinn gekommen…

Naja. Ich werde die Entwicklung des Strandes weiter beobachten.

Quellen:

Ein Wellenbrecher aus Beton ragt aus dem Sand. Davor wächst schon Salzwiese und Gras (30.09.2020)
Ein Wellenbrecher aus Holz wächst zwischen Binsen und Resten von Sand (30.09.2020)
Solitüde bei Hochwasser. Es ist zu erkennen dass nur noch minimal Sand vorhanden ist. Wo jetzt Wasser ist wächst sonst Gras/Salzwiese (03.10.2020)
Etwas Sand, viele Stand, und Hagebutten (30.09.2020)
Rechts vom Weg. Stand Sandstrand jetzt Schilfwald (30.09.2020)

Eine Antwort schreiben